Leserbrief: Friedrichs Teppich für Alice

Wo sind wir gelandet, dass sogar Angela Merkel – ehemals Mutti, heute quasi Oma gegen rechts – dem Fritze die Hosen stramm ziehen muss. Friedrich von Hindenburg las ich auf einem Demo-Plakat, der Regierungs-Azubi, der wie ein absolutistischer Herrscher verkündet: „Die Mitte bin ich!“. Egal wie rechts die ist. Dabei kommt der Faschismus seit jeher besonders aus der Mitte der Gesellschaft. Schreckliche Taten führen zu Scheuklappen, zum Zwang zu unüberlegtem Handeln und partieller Erblindung, besonders auf dem rechten Auge. Die „Droge“ Wahlkampf vernebelt dann noch das Resthirn. „Wir“, sagen CDU und ihr Anführer, „Wir wollen verhindern, dass hinter der Brandmauer ein Flächenbrand entsteht.“ Gleichzeitig reißen sie die Brandmauer ein und erzeugen den Flächenbrand hier, um uns herum. Sie lösen die politischen Anstands-Grenzen auf und verschieben das Pendel nach rechts – Österreich, wir folgen. Politischen Missbrauch nenne ich das, kühl geplant, eiskalt durchgezogen. Und die wenigen kritischen Geister in ihren Reihen verziehen sich bei der Abstimmung im Bundestag aufs Klo. Und der deutsche Michel? Die Umfragen entlarven in erheblichem Umfang geschichtsvergessenen Starrsinn.

Der schreckliche Mord von Solingen berührt unser Herz und unsere Seele zutiefst. Da gibt es nichts schönzureden, nichts gegenzurechnen. Aber sich erinnern ist lehrreich: Solingen, da war doch mal was, 1993: 4 Rechtsradikale ermorden 5 türkische Mädchen und Frauen. Kurz vorher der rechte Brandanschlag in Mölln mit 3 Toten und 9 Schwerverletzten. „Es gibt keinen Beileidstourismus der Regierung,“ war die lapidare, offizielle Erklärung aus der Kohl-Regierung. Staatsräson.
Die blutige Bilanz steht: 200 ermordete Menschen in Deutschand durch rechtsradikale Mörder seit 1990. Laut Polizei 2024: 218 Angriffe auf Geflüchtetenunterkünfte und 2000 auf Menschen auf der Straße.

Und dann stellen CDU und FDP im Schulterschluss mit Deutschlands alternativen Faschisten MigrantInnen, heutige und zukünftige, unter Generalverdacht. Eine Schande, dieses dreckige Spiel mit der Angst.

Sie wollen einen Zaun um ganz Deutschland, aber schaffen es nicht, Nazi-Parteien u verbieten, sondern finanzieren den braunen Rott auch noch mit den Steuern hart arbeitender Menschen. Wirklich ratlos macht mich die Anfälligkeit so vieler Menschen, besonders auch junger für dieses vereiste politische Stahlgewitter.

Mir hilft da oft auch Musik: Wie das Lied „Alice und Sarah“ von der Punk-Rock-Gruppe „Broilers“. Der gesungene Appell an die Lebensgefährtin von Alice Weidel, Sarah Bossard, mit der Zeile „Hol deine Frau ab, Sarah, sie labert wieder Nazi-Dreck, nimm ihr die Streichhölzer weg.“

Kurt Herzog, Dannenberg