Windanlagen pflastern ihren Weg

Das Land will Windkraftanlagen (WEA) im Wald zulassen. Darüber hinaus sollen WEA in Landschaftsschutzgebieten und in Naturparks gebaut werden können.

Umweltminister Lies dazu: „Der ambitionierte Ausbau der erneuerbaren Energien ist Voraussetzung für den Klimaschutz.“ Und weiter: Dafür müssten Abstriche beim Artenschutz gemacht werden. Martin Bäumer vom Koalitionspartner CDU wird deutlicher: „Nicht jeder einzelne Vogel darf die Energiewende behindern.“ Mit Verlaub, jeder Vogel ist einzeln.

Die Naturschutzverbände Nabu und BUND bezeichnen das als falschen Weg. Es gäbe genug andere Flächen. Natur- und Klimaschutz dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Und hier im Kreis? Die Große Koalition im Kreistag aus CDU, SPD und UWG gehen mit Händen an der Hosennaht voran und beschließen mal schnell den Wind im Wald. Die Grünen stimmen halb zu und halb enthalten sie sich. Spricht für sich.

Zur Erinnerung: der Kreistag hat in einem aufwendigen Verfahren die Vorranggebiete für Wind neu aufgestellt. Ausgangspunkt war vor Jahren ein Kriterienkatalog des Nds. Städtetags (NST). Dieser wurde seitens der Kreisverwaltung (KV) massiv verwässert, sprich, es wurden elementare Schutzpuffer z.B. für Wald und stark schützenswerte Tiere gegen Null eingeschmolzen. Im Ergebnis ergab das knapp 0.6 % der Kreisfläche für Wind. „Gerichtsfest“ wie die KV vielfach kundtat.

Das Land will jetzt 1,4 bis 2,1 % der Fläche bereit stellen. Für DAN ergäbe das eine Verdreifachung der Anlagenzahl. Und wer verdient sich die goldenen Nasen? Viel gepriesene Wind- Genossenschaften? Weit gefehlt. Wieder, wie schon bei der ersten Windwelle im Kreis, werden auswärtige Investoren den Rahm abschöpfen, naja und Grundbesitzer. Die Anwohner ernten
Infraschall etc.

Mal eben schnell die Welt retten? Mit immer mehr, bunter, größer? Nein. Wenn es noch eine Chance geben sollte, dann durch massives Zurückfahren von Ressourcenverbrauch und Konsum,
durch Effizienz-Revolution, intelligentes Vernetzen, Stoffstrom- und Laststrom-Management. Das wäre ein Anfang für die im DAN-Leitbild von Hermann Klepper durchgesetzte zukünftige
Modellregion „Suffizienz“. Wer aber Artenschutz und Biodiversität „opfert“ treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus. Den sterbenden Wald rettet man nicht mit mehr WEAs. Auch das Elektro-SUV rettet die Welt nicht. Auch nicht sonntags Rad fahren oder im Sommer 3 Wochen stadtradeln.

Stattdessen jeden Tag fragen, warum wir 11 t CO2 erzeugen pro Kopf und Jahr und ein Pakistani 1 t. Warum das mit Ungerechtigkeit zu tun hat. Und warum wir immer noch alle ernstzunehmenden Prognosen in den Wind schlagen, sorry, dem Windprofit opfern. Endlich handeln: Wer, wenn nicht wir, wo wenn nicht hier. Ab jetzt.

Kurt Herzog, Dannenberg, SOLI-Fraktionsvorsitzender