Hoffnung Suffizienz – Betr. Klimadiskussion

Es ist ein Meilenstein in der Klimadiskussion. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung hat im März 2024 das Diskussionspapier Suffizienz als „Strategie des Genug“ herausgegeben.

Dieser Sachverständigenrat ist nicht irgendein Gremium, sondern es ist das Gremium von Wissenschaftler/Innen, das unter anderem die jährlich zu erreichenden Klimaziele in den einzelnen Sektoren wie Wohnen, Industrie oder Mobilität vorgegeben hat, um das gesetzlich vorgegebene Pariser 1,5 Grad Klimaziel zu erreichen, die jedoch von der Bundesregierung aufgehoben wurden(!).
In dem Papier befinden sich Aussagen, die die zentrale Bedeutung von Suffizienz (Genügsamkeit, mit weniger auskommen) für Klima- und Ressourcenschutz deutlich machen: „Suffizienz ist für eine Stabilisierung der Erde unerlässlich“ oder „Suffizienz ist Voraussetzung für menschenwürdiges Leben aller in planetarischen Grenzen“. Und die Schlussfolgerung: „Suffizienz ist zentral für das Selbstverständnis demokratisch-ökologischer Zivilisation“.

Die Bedeutung von Suffizienz wurde in der gesamten Klimadiskussion nur wenig beachtet, obwohl die Klimaziele 2022 und 2023 maßgeblich deswegen noch erreicht werden konnten, weil weniger konsumiert und produziert wurde (EJZ 5.1.24).

Seit etwa 4 Jahrzehnten (!) versuchen wir mit „Energieeffizienz“, „Technologieoffenheit“, „Grünem Wachstum“, „Ausbau erneuerbarer Energien“ die Klimaziele zu erreichen, belasten wertvolle Erholungs- und Naturschutzgebiete für den Bau von Wind- und Solarparks, haben keine Skrupel sie auf Ackerland zu errichten.

Und dennoch (!) sah das Oberverwaltungsgerichts Berlin- Brandenburg in einem Gerichtsurteil am 16. Mai 2024 es als erwiesen an, dass die Maßnahmen der Bundesregierung nicht ausreichen, das Pariser Klimaziel zu erreichen (SZ 17.5.24). Solange Klimamaßnahmen nicht unter dem Vorzeichen Suffizienz stehen, werden wir dieses Klimaziel nicht erreichen können und zerstören weiterhin die Grundlagen unseres Lebens.

Doch ist es überhaupt realistisch, dass wir in unserer Gesellschaft grundlegende Veränderungen hin zu einer „Kultur des Genug“, zu einer „Kultur des Weniger“ umsetzen können?
Heftige Widerstände aus Wirtschaft, Politik und der Bevölkerung sind zu erwarten.
Doch die Klimasituation ist dramatisch: Das Potsdam- Institut für Klimafolgenforschung weist ganz aktuell darauf hin, dass die Jahre bis 2030 entscheidend dafür sein werden, ob es zu einer Klimakatastrophe kommt, die nicht mehr zu beeinflussen ist mit „mit verheerenden Folgen für die Menschen auf der ganzen Welt“ oder ob sich die Folgen des Klimawandels noch eindämmen lassen (EJZ 2.August 2024).

Hermann Klepper
Banzau-Tel. 05845/1249